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Vienna Calling Mein Mensch ruft nach mir: „Picco, komm, lass uns unsere Wienreise im Oktober planen! Wien ist wieder zur lebenswertesten Stadt gewählt worden.“ „Ja klar“ antworte ich „mit den unfreundlichsten Einwohnern.“ Stille herrscht. Mein Mensch blickt mich fragend an. „Neeeeeeein! Natürlich sind nicht ALLE Wiener unfreundlich! Schon gar nicht ALLE Kellner!“ schicke ich meinem Mensch heuchlerisch hinterher. „Und ja, der nur schwer von Sadismus zu unterscheidende Schmäh, der in vielen Kaffeehäusern gepflegt wird, ist eine lang gewachsene Kulturtechnik!“ Zynismus wabert durchs Atelier, ohne dass mein Mensch ihn zu bemerken scheint, denn sie fragt mich ernsthaft, wie sie dann diese Art der Bedienung würdigen sollte… „Na mit vieeeel Trinkgeld! Denn Schmattes ist nicht nur das Aufrunden der Rechnung um ca. 10 Prozent, was du am besten in bar und den Worten ‚passt scho!‘ gibst. Bedenke, Österreich ist ein kleines Land, in dem jeder jeden kennt. Unweigerlich wird der Tag kommen, an dem du auf jemanden triffst, mit dem du nichts zu tun haben willst. Wenn du dann jemandem in die Gasse kommst, sollte diese Begegnung möglichst reibungslos verlaufen. Ein Weg dorthin ist Freundlichkeit, das Inaussichtstellen von Freundschaftsdiensten oder eben Schmattes - und der kann nicht locker genug sitzen! Einen Schmattes gibst du der Platzanweiserin im Wiener Opernhaus, wenn du dich auf einen besseren Platz setzen darfst; oder wenn du an der Warteschlange vorbei in dein Lieblings-Café schlüpfen darfst, weil du angeblich reserviert hast und du nicht im Hotel wohnst oder ganz allgemein, wenn dein Auto z. B. ohne Rechnung repariert wurde.“ Die Grenzen zur Korruption sind in diesem Kreislauf aus Geben und Nehmen fließend, was wir in vielen Schlagzeilen ablesen können, denke ich - blendet das mein Mensch eigentlich völlig aus? Ich fahre meinen Mensch belehrend fort: „Ob du dich daran beteiligst, hängt davon ab, was du noch in Wien vorhast. Den Kellner in irgendeinem Kaffeehaus sieht du vielleicht nie wieder. Aber wer weiß? Vielleicht ist er mit jemandem verwandt, der Einfluss darauf hat, ob du den Job im Museum bekommst. Auch wenn du ihm nicht in die Gasse kommst - mit einem freundlichen ‚passt scho!‘ kannst du absolut nichts falsch machen… aber mal ehrlich! Ich lache auf und sage betont blasiert : „Das ganze Thema ennüyiert mich jetzt so sehr, dass ich mich ganz entrisch fühle! Also!“ rufe ich meinem Mensch betont arrogant zu, die mich völlig sprachlos anblickt: „Nicht konversieren! Es pressiert! Ich hätte jetzt wirklich gern ein Gläschen Champagner, eiskalt wie das Herz deiner Schwiegermutter und zudem bitte FREUNDLICH von dir serviert! Wir wollten doch heute unsere nächste Wienreise planen.“ Danke an SZ und Verena Mayer für die Inspiration |
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